Auftaktworkshop des Projekts „Sozialer Strukturwandel und responsive Politikberatung in der Lausitz“
Sei es die Lausitz oder seien es die Appalachen – Regionen, die traditionell vom Kohleabbau geprägt waren, befinden sich aktuell in einem wirtschaftlich-kulturellen Übergang: Die Kohleindustrie fällt als umfassender Fixpunkt aus und folglich sind alle Akteure gefordert, ihr Selbstverständnis zu hinterfragen sowie wirtschaftlich tragfähige und sozial anschlussfähige Perspektiven zu suchen. Der Workshop lädt ein, die subjektive und vor allem die kollektive Möglichkeit eines Perspektivwechsels im Rahmen von polit-ökonomischen Strukturveränderungen zu diskutieren. Mit dem Workshop „Perspektivwechsel im Strukturwandel: Wie den Kohleausstieg relational betrachten und gestalten?“ gilt es den Auftakt zu setzen für das neue, vom BMBF geförderte IASS-Projekt „Sozialer Strukturwandel und responsive Politikberatung in der Lausitz“.
Nicht nur Produktionsverhältnisse stehen in Strukturwandelprozessen auf dem Spiel. Zwischen beteiligten und betroffenen Akteuren verlieren darüber hinaus historisch gewachsene und relational verschränkte Perspektiven ihre orientierungsstiftende Wirkung: Für jene, die sich bislang auf eine groß-industrielle Arbeitswelt verlassen hatten, kann ein Kohleausstieg eine transformative Zumutung sein. Sie sehen ihre soziale Rolle zur Disposition gestellt und suchen nach Wegen, ihre soziale Position zu wahren. Andere erkennen im Wegfall der Kohle ein offenes Gelegenheitsfenster, um ihre Transformationsziele durchzusetzen und neue Allianzen zu mobilisieren. Auf diesem Wege eröffnet der Übergang zu neuen materiellen Lebensverhältnissen neue und alte Konfliktlagen. Diese werden in der öffentlichen Debatte meist mit der Angst vor dem Jobverlust assoziiert, während aber die mehrdimensionale Verquickung von sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen ebenso unterbelichtet bleibt wie eine kritische Auseinandersetzung mit dem Status quo. Wie sind die Konflikt- und Kooperationsverhältnisse um die Kohle rückgebunden an vorige Transformationserfahrungen, an die Wirtschafts- und Kulturgeschichte einer Region? Inwiefern bringt es die gegenwärtige Verschränkung von politischen und ökonomischen Perspektiven mit sich, dass nur bestimmte Zukunftsvorstellungen als plausibel und legitim gelten?
Die WorkshopteilnehmerInnen sind eingeladen diese wissenschaftlich schwierigen und politisch drängenden Fragen zusammen mit dem Team des neuen IASS-Projektes zu diskutieren. Das Ziel ist die konzeptionelle Ausgestaltung eines relationalen Verständnisses von Strukturwandel und die Formulie-rung von Forschungsfragen, die über die nächsten drei Jahre verfolgt werden können.
Ort und Zeit: 28. und 29. Januar 2019 am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) Potsdam
Keynote-Gespräche mit Patrizia Nanz, Frank Fischer und Claus Offe
Beiträge von Andreas Willisch, Fabian Jacobs, Hanna Haag, Catharina Lüder, Raj Kollmorgen, Katja Müller, Stefan Böschen, Clemens Blümel, Alex Wentland, Torsten Meyer, Thomas Barth, Barbara Muraca und Stefan Laser