Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Nachhaltigkeit funktioniert nicht ohne Offenheit

14.11.2019

Auf dem ersten Plenum der Nachhaltigkeitsplattform Brandenburg in Cottbus kamen Akteure verschiedenster Bereiche zusammen. Regionale Leuchtturmprojekte stellten ihre Arbeit vor und mehrere Arbeitsgruppen definierten schließlich Felder für nächste Schritte. Um die Veränderung hin zu einer Modellregion zu bewerkstelligen, sei es jedoch unerlässlich, dass die Menschen Brandenburgs offen für unterschiedlichste Gruppen und Initiativen seien, betonte Ortwin Renn vom Institut for Advanced Sustainability Studies (IASS).

Diskussionsrunde in Cottbus
"Elefantenrunde" bei der Nachhaltigkeitsplattform Brandenburg: Klaus Freytag, Lausitz-Beauftragter des Ministerpräsidenten (v.l.n.r.), Jan-Hendrik Aust von der Handwerkskammer Potsdam, Professor Ortwin Renn vom IASS, Dagmar Schmidt, Vorständin der Lausitzer Perspektiven und Professorin Christiane Hipp, Präsidentin der BTU-Cottbus.

Erste Plenumssitzung der Nachhaltigkeitsplattform Brandenburg

„Die Lausitz ist eine sehr stark vom Klimawandel beeinflusste Region, da sie eine geringe Wasserspeicherkapazität besitzt und die wasserärmste Region Deutschlands ist“, sagt Uwe Schneider von der GFZ in seiner Eröffnungsrede. Brandenburg sei natürlich mehr als die Lausitz. Aufgrund seiner großen Fläche habe Brandenburg enormes Potential. Zugleich verfüge es über eine breit gefächerte Expertise. Nun gehe es darum, die Landnutzung an extreme Klimabedingungen anzupassen und eine nachhaltige Bioökonomie aufzubauen.

Erste Beispiele für eine Diversifizierung in der Landwirtschaft sowie einen machbaren Strukturwandel waren der Verein Ackerdemia und das Ökodorf Brodowin mit seinem Demeterbetrieb. In der anschließenden Diskussionsrunde stellte Jan-Hendrik Aust von der Handwerkskammer Potsdam klar, dass die Region keineswegs wirtschaftliche Engpässe habe: „Die Konjunktur im Handwerk boomt, sie können sich vor Aufträgen nicht retten. Diejenigen, die auf Qualität und das Besondere gesetzt haben, die setzen sich nun durch; diejenigen, die mit der großen Industrie konkurrieren wollten, eher nicht. Nur finden manche keine Lehrlinge, keine Meister, keine Nachfolger. Da müssen dann Handwerksbetriebe in vierter Generation schließen, weil die Nachfolge nicht zu regeln war.“

Attraktiver werden für jüngere Generationen

Es fehle an Attraktivität für jüngere Generationen, an kulturellen Angebote oder Clubs, und am gut ausgebauten Nahverkehr in die umliegenden Metropolen hinein, der auch nach 22 Uhr noch verkehre, ergab eine Umfrage unter Jüngeren gab Klaus Freytag, Lausitz-Beauftragter des Ministerpräsidenten zu Bedenken. Ebenso sei die Digitalisierung ein Thema, sagte Aust. Allerdings gebe es vereinzelt Dörfer, die durch Eigenengagement ein Bürgernetz betreiben würden, um nicht erst auf den Ausbau warten zu müssen, ergänzt Dagmar Schmidt, Vorständin der Lausitzer Perspektiven. Im Grunde sei „der Prozess einer Veränderung noch nicht da, er beginnt gerade erst“, sagte Freytag. Und Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung, Kultur und Wirtschaft müssten an einem Strang ziehen.  

"Vernetzung aller Akteure miteinander und untereinander"

Prof. Ortwin Renn, Direktor am IASS, welches die Nachhaltigkeitsplattform wissenschaftlich begleitet, fasste schließlich den Tag in Cottbus zusammen: „Mehrfach habe ich heute gehört, dass der Prozess der Veränderung abhängig sei von der Integration sowohl der sozialen, der ökonomischen als auch der ökologischen Dimension.“ Die unterschiedlichen Gruppen aller gesellschaftlichen Bereiche gehören integriert, aber auch Stadt und Land. Es müssten Korridore entstehen, die alle Parteien zusammenführten. Ebenso wichtig sei die Kommunikation und Vernetzung aller Akteure miteinander – und die Offenheit aller gegenüber verschiedenen Arten von Initiativen, Gruppierungen und Menschen, auch gegenüber Arbeitssuchenden aus dem Ausland sei wichtig. „Denn auch das kann Innovationen mit sich bringen“, schlussfolgerte Renn.   

Die Nachhaltigkeitsplattform Brandenburg ist ein Forum und Netzwerk für nachhaltige Initiativen und Projekte im Land Brandenburg. Auf der Webseite können sich regionale Organisationen und Institutionen anmelden und vernetzen.

 

Kontakt

Sabine Letz

M. A. Sabine Letz

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